#16 Sex and the City (Tokio)
Ankunft in Tokio. Ich komme am Bahnhof an. Shinjuku, natürlich.
Dieser Bahnhof ist großzügig, denn er bietet 199 Möglichkeiten an, den falschen Ausgang zu erwischen. Denn es gibt insgesamt 200 Ausgänge.
Ruhe vor dem Sturm - willkommen in Tokio!
Keine Ahnung, welchen Ausgang ich erwische. Und überhaupt, bevor ich mich zu Fuss auf den Weg zu meiner Unterkunft mache, muss ich mich orientieren. Orientieren und über diese Stadt nachdenken.
Die eigentlich genau genommen gar keine Stadt ist, sondern eine Metropolregion, die aus 23 Bezirken, 26 Städten, 5 Kleinstädten und 8 Dörfern besteht. Mit 37.036.000 Einwohnern. 37 Millionen! Also gut und gerne, und großzügig über den Daumen gepeilt, fast die Hälfte der Einwohner Deutschlands.
So viele Menschen auf einem Haufen - und so viele irrwitzige Möglichkeiten seine Zeit und sein Geld zu verbraten.
Katzen-, Eulen-, Igel- oder Ottercafés?
Kein Problem. Auch nicht mit dem Tierschutz.
Maid Cafés, in denen Manga-Kellnerinnen bedienen?
Natürlich.
Toiletten-, Cosplay-, Roboter- oder Vampir-Restaurants?
Safe - warum denn nicht!
Tokio ist verrückt! Von meinen Reisen kenne ich mehr oder weniger gut New York, Los Angeles, San Francisco, Dubai, Havanna, Shanghai, Peking, Manila, Hong Kong, Sydney, Auckland, Bangkok, Seoul, Jakarta, Kapstadt, Sao Paulo, mittelamerikanische und die europäischen Großstädte. Aber nichts, ganz sicher überhaupt nichts, kommt in Sachen Durchgeknalltheit an Tokio heran.
Checkin-Schlange im Hotel. Willkommen in Tokio.
Unterkunft: garantiert teuer, garantiert kleines Zimmer, garantiert mit Stadtblick.
Und dann ist da noch diese Sache mit dem Sex.
Tokio und Sex muss man einfach mal genauer beleuchten. Denn mit Sex wird man in der Stadt wirklich dauernd konfrontiert, auch wenn die offizielle Lesart ist, das alles habe mit Sex nichts zu tun.
Die Haltung zu Sex in Tokio – und allgemein in Japan – ist schon deshalb besonders, weil sie auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint: Öffentlich wirken alle zurückhaltend, schüchtern und/oder bieder, die Fantasiewelt ist wohl aber total offen, verspielt, bizarr.
Wie geht das nur zusammen?!
Dazu kommt: Werbung, überall in der Stadt sichtbar, ist oft sexualisiert, wirkt zumindest so. Selbst vermeintlich unverfängliche Produkte wie Lebensmittel oder Mode werden gern im Stil von Soft Pornos angepriesen: große Augen, große Hupen, Katzenohren, Schulmädchen-Look - und immer wieder dieser überzeichnete Stil, der an Anime und Mangas erinnert. Auf der Straße wird man von riesigen Plakaten, LED-Screens oder auch "realen" Manga-Figuren angeflirtet, um Kasse zu machen.
Sex sells - auch in Japan. Hier nur eben etwas schräger und schriller.
Flyer-Girl: “Sexistisch” sagen die einen, “fantasievoll” die anderen. “Fotografieren verboten”, sagen alle.
Kontrastiert wird die simulierte Nähe durch die anonyme Kühle der Megacity, diese prüde Biederkeit des Alltags. Dieser Gegensatz ist allerdings wohl historisch gewachsen, kulturell tief verwurzelt. Und macht die japanische Sexualkultur eben auch einzigartig.
Spannend ist das allemal!
Disclaimer: Ich nutze für den Blog-Beitrag nicht nur private Studien, sondern auch KI-Recherche.
Sex and the City (Tokio)
In der Öffentlichkeit herrscht starke soziale Zurückhaltung: Kaum Küssen, Umarmen oder Händchenhalten.
Erinnert mich stark an Südkorea, aber immerhin sieht man hier ab und zu mal ein Lächeln…
Gespräche über Sex gelten als unhöflich.
Das habe ich zwar nicht probiert, aber denke schon, dass meine Recherche hier stimmt.
Gleichzeitig existieren ganze Industrien und Stadtviertel voller kommerzieller Erotik, Fetisch und kreativer Fantasie.
Maid Cafes, Hostessenclubs, Fetischbars, all das existiert, im vermeintlich prüden Umfeld. Und natürlich die Soaplands, wo man sich mal so richtig gründlich einseifen lassen kann. Bisschen clean, bisschen dirty. Prostitution ist übrigens illegal in Japan. Aber gegen ein bißchen Seife hat der Staat natürlich nichts… ein sauberer Bürger ist ein glücklicher Bürger.
Wo Schleife-tragende “Fake-Hausfrauen” unterwürfig bedienen: Maid Cafe in Akihabara - nur gucken, nicht anfassen!
Tatsächlich soll es auch Reverse-Maid-Cafés geben, Cafés, in denen Fake-Butler weibliche Gäste mit viel Respekt, Eleganz und emotionalem Fokus bedienen. Ich zitiere hier meine KI-Recherche. Auch hier soll der Service nicht sexuell sein, aber viele Frauen sollen ihn als erotisch erleben durch den Charme und die Körpersprache der Butler. Nun ja…
Schnitt. Ich schlendere durch Akihabara, auch so ein besonderes Viertel. Der ein oder andere Sex-Shop ist einen Besuch wert. Sollte man definitiv gemacht haben. Man guckt, man staunt, man grübelt. Letztendlich komme ich zum Schluss: Sex wird hier irgendwie entkoppelt von Romantik und sozialer Nähe – das führt wohl zu dieser Parallelwelt. Und zu dieser besonderen Alltags-Realität in Tokio, die ich als "prüde-eskalativ" bezeichne.
Man kann in Umarmungs-Cafés gehen und Umarmungen "kaufen". Ist das traurig oder absurd - oder einfach normal in dieser Megacity, wo alles, wirklich ALLES möglich ist?
Aha, eine Art “Menü”. Und was ist hier so zu kaufen, zu mieten oder zu bestellen?
Umarmungs- und Maid-Cafes, Anime und Manga…
Und dann gibt es ja auch noch die Love Hotels.
Mit themenbezogenen Räumen - wie wär's mit Dschungel oder Weltraum?
Oder doch das Klassenzimmer?
Love Hotels, das klingt etwas verdorben.
Und etwas billig.
Aber in Japan haben diese "Stundenhotels" eine wichtige gesellschaftliche Bedeutung und sollten nicht pauschal abgewertet werden. Aus mehreren Gründen. Zunächst ist die Privatsphäre im Alltag der meisten Japaner stark begrenzt. Das kennt man in Deutschland so kaum. Die Wohnungen in urbanen Gebieten sind extrem klein (mein Hotelzimmer erlaubt mir eine Ahnung), die Wände sind extrem dünn (mein Hotelzimmer erlaubt mir eine Ahnung), und oft leben mehrere Generationen unter einem Dach.
Da ist so ein Love Hotel wohl ein diskreter Rückzugsraum für besondere Momente. Nicht nur für junge Paare oder heimliche Affären, auch für Eheleute, denen zu Hause der Freiraum fehlt. Zum eskalativen Knattern, beispielsweise. Oder auch nur mal für einen Whirlpool-Moment.
Einmal das Weltraum-Zimmer mit Sterne-Whirlpool und Porno-Kanal, bitte. Danke.
Oder doch lieber das Flugzeug-Cockpit oder das U-Bahnhof-Zimmer? Nein - heute ist vielleicht Zeit für das Boxring-Zimmer, wenn es nicht schon ausgebucht ist.
Kurzum - diese Love Hotels ermöglichen wohl eine Trennung zwischen "öffentlich" und "privat". Also genau diese Differenzierung, die in Japan gelebte, vielleicht auch notwendige, Realität ist.
Öffentlich nicht schmusen, aber im Weltraumzimmer des Love Hotels nach den Sternen greifen.
Okay, so ist es dann wohl, in Japan.
Während ich durch noch so eins dieser speziellen Viertel wandere, Kabukicho, bin ich etwas nachdenklich. Irgendwie ist das alles schon schräg. Ich blicke links und rechts auf verdächtige Bars. Sind dies solche Orte? Karaoke-Bars, Hostessen-Bars oder Oppai-Bars, in denen die Gäste nicht nur bechern, sondern auch dafür bezahlen können, die Brüste der Kellnerinnen anzufassen?
Tokio: Sexismus als moralischer Kompass?
Auch wenn man wollte, als nicht-Japaner, also als "Gaijin", hat man nicht überall Zugang zu diesen zwielichtigen Etablissements, die in Japan überhaupt nicht zwielichtig sind. Und wenn doch, wenn der Zugang gewährt wird, wird in der Regel ein Gaijin-Aufschlag fällig. Nicht-Japaner müssen mehr zahlen für den Service, oder für was auch immer.
Auch das scheint eben Japan zu sein:
Bisschen ausgrenzend, bisschen kapitalistisch, bisschen sexistisch, gerne auch alles zusammen.
Mein Hals kratzt, es wird Zeit für einen Drink.
Und wenn nichts aus dem Ruder läuft, so nehme ich mir das vor, dann ohne die Hupen der Kellnerin zu begrapschen.
Deshalb verlasse ich dieses Viertel auch besser.
Denn immer, wenn ich in Tokio bin, gibt es für mich eine andere, eine ganz besondere Adresse:
Golden Gai.
Vor einigen Jahren war ich das letzte Mal hier und es hat sich seit dem nicht viel verändert. Natürlich nicht, denn das Golden Gai Viertel ist historisch. In den 50ern und 60ern war es ein Treffpunkt für Künstler, Schriftsteller, Intellektuelle und Außenseiter. Heute für Kneipengänger mit Faible für das Besondere.
Das Viertel liegt eingezwängt zwischen modernen Wolkenkratzern (absurderweise direkt neben dem Neon-Wahnsinn von Shinjuku) und hat sich mehrmals der kapitalistischen Ausbeutung, also der konsequenten Plattmachung, erwehrt. Auch heute noch ist Golden Gai bekannt für seine kleinen Häuschen, winzigen Bars, seine einzigartige Atmosphäre und seine kulturelle Bedeutung.
Die Türen der Bars sind mitunter so niedrig, dass man sich bücken muss, die Gassen so eng, dass nur eine Person hindurch passt. Überall stehen diese traditionellen Holzbauten, fast trotzig, umringt von Hochhäusern.
Insgesamt 200 Bars auf wenigen Quadratmetern. Jede ist individuell gestaltet, die Palette reicht von Jazz-Themen, über Horror, bis zu Literatur. Und natürlich gibt es auch Katzen-Bars, mit echten Katzen natürlich. Meistens haben die Bars nur für eine handvoll Gäste Platz. Manchmal ist es ein Betreuungsverhältnis von 1:2 oder 1:3. Und manchmal, da trinkt der Barkeeper oder die Barkeeperin auch einen mit.
Das Golden Gai Kneipenviertel - auch hier kommt man als Gaijin nicht in jede Kneipe. Manche Bars sind nur für Stammgäste, nur für Japaner oder zumindest für japanisch sprechende Besucher. Das ist eben so. Ich mag Japan trotzdem, auch das Golden Gai.
Obwohl hier im Viertel auch striktes Fotoverbot herrscht und einige Schilder darauf explizit hinweisen. Das ist natürlich übel.
Aber ein paar schnelle Shots werden natürlich geklaut - und getrunken (Shochu Shots aus Süßkartoffeln und natürlich Yuzu, süß und zitronig).
Etwas später, etwas loopy.
Zurück in meinem Hotelzimmer.
In meinem winzigen Hotelzimmer, wohlgemerkt.
Living in a box: alternativlose Realität in Tokio
Ich muss mich dringend um meine Wäsche kümmern - einen im Tee, hin oder her. Die Wasch-Nummer ist jetzt nach meinem Trip zu den Hammerhaien und dem Mt. Fuji genauso nötig wie absurd, denn mein Hotelzimmer ist so japanisch klein, dass ich meine Wäscheleine mehrmals quer hin und her und bis in das Bad und zurück spannen muss. So winzig ist mein Zimmer, kaum einen Hauch größer, als das Bett. Und dieses Miniatur-Bad.
Tokio Wäsche-Workflow: Aus dem Bad ins Schlafzimmer, quer über den Flur und zweimal wieder zurück.
Und das mit dem Bad, ist auch ein guter Stichpunkt. Denn es muss natürlich auch über Toiletten gesprochen werden, wenn in Japan.
Hier kommen einige Highlights dieser verwirrenden High-Tech-Toiletten:
Po-Dusche mit Temperatur-, Druck- und Winkelanpassung.
Ist fast Standard.
Musik - und Geräuschgenerator. Zum Beispiel Spülgeräusche oder Vogelgezwitscher.
Soll Wasser sparen, weil weniger gespült wird, wenn es einen Geräuschgenerator gibt.
Warmluft-Po-Fön. Sanft und warm wird der Allerwerteste gepämpert.
Kann man oft auch in der Temperatur anpassen, natürlich.
Toiletten-Sitz-Heizfunktion.
Stufen: Gemütlich bis moderat bis Grill-your-Ass. Will nie wieder ohne.
Automatisches Toiletten-Deo und antibakterielle UV-Filter.
Ja, das gibt's auch.
Um es zusammenzufassen, ein Japan-Besuch führt unweigerlich zu der Frage:
Wischt du noch - oder lebst du schon?
Interessant in diesem Zusammenhang ist die Lebenserwartung in Japan, die deutlich höher liegt, als in westlichen Ländern. Ob die Toiletten damit auch etwas zu tun haben? Zumindest führen sie zu einer Steigerung der Lebensqualität, das ist sicher.
Es gibt da eben nur diesen einen Haken mit den Toiletten:
Was? Wie? Und in welcher Reihenfolge?
Diese japanische Toilette ist vergleichsweise noch übersichtlich, dennoch etwas verwirrend.
Glücklicherweise gibt es dazu gleich noch die Gebrauchsanweisung und ein paar Warnhinweise. Super, dann kann’s ja losgehen!
Es empfiehlt sich in Japan, nie ohne Handy auf die Toilette zu gehen. So hat man die Chance mit einer Übersetzungs-App größere Schäden am Allerwertesten (oder dem Badezimmer) abzuwenden.
Doch nun: Ein neuer Tag, neues Glück in Tokio sein zu dürfen!
Auf zum Fischmarkt! Leider ist es nicht der “alte”, der originale Fischmarkt (Tsukiji), denn der hat seit 2018 geschlossen. Brandschutz, Hygiene und vielleicht auch benötigter Platz für die Olympischen Sommerspiele 2020 mögen dafür Gründe gewesen sein. Schade - denn das war damals der ikonische Fischmarkt, bei dem man die legendären Thunfisch-Versteigerungen beobachten konnte. Leider ist der neue Fischmarkt, der öffentlich Zugängliche, eher eine Art Foodmarket., nicht viel mehr.
Aber natürlich lasse ich es mir hier schmecken und mache ein paar Fotos, wie sonst auch, bei meinen Tokio-Streifzügen.
Gut gestärkt starte ich wieder durch, mit neuen Tokio-Herausforderungen:
Heute versuche ich, in der Stadt einen japanischen Arzt zu finden, der mir eine Impfung gegen Dengue-Fieber verpasst. Denn diese Impfung könnte hilfreich sein, bei meinen weiteren Reisezielen in ländliche Gebiete von Südostasien. In Deutschland war eine Impfung nicht verfügbar, aber ich habe Hoffnungen, denn der Impfstoff wurde wohl in Japan entwickelt. Aber ich scheitere, kein Erfolg.
Bei dem Versuch lerne ich zwar neue Regionen in Tokio kennen. Ein schwacher Trost aber, zugegeben, wenn's mich dann mit Dengue-Fieber im Dschungel mal erwischt.
Ich scheitere dann auch noch daran, meinem finnischen Tauchcomputer ein neues Armband zu verschaffen, das mir bei einem Tauchgang mit den Hammerhaien kaputt gegangen ist. (Die Hammerhaie trifft hierbei keine Schuld.) Immerhin kenne ich jetzt ein paar Tauchläden in Tokio - und navigiere sicher mit den U-Bahnen von A nach B nach C. Das funktioniert nach einer Weile ziemlich gut, auch wenn das U-Bahn-Netz monströs ist.
Nur nicht ins Bockshorn jagen lassen: U-Bahn-Netz in Tokio. Läuft.
Enge Sache: 25 Mio. Menschen nutzen in Tokio täglich das Schienennetz.
Glücklicherweise habe ich noch ein weiteres Projekt mit der Hoffnung auf ein Erfolgserlebnis:
Der Besuch bei einem Frisör klappt wie am Schnürchen. Ich lande in einem Walk-In Shop, wo man sich an einem japanisch-sprachigen Automaten mit Touchscreen einen Termin verschaffen muss. Seit dem ich mich mit japanischen Behörden und dem Ausdrucken meines japansichen Führerscheins herumgeschlagen habe, bin ich mit japanischen Automaten routiniert - es funktioniert.
Japanischer Friseur-Ticket-Automat. Ein Wunder, dass der Automat nicht auch noch selbst schneidet.
Weiter geht’s mit Tokio-Challenges: Ein neuer Objektiv-Filter muss her, für meine Haupt-Kamera, der bei einer wilden Action mit den Killerwalen in Kanada zu Bruch gegangen ist. (Auch hier trifft die Killerwale dabei keine Schuld.) Auch dieses Vorhaben klappt: Nach einigen Läden, davon auch unterirdische, lande ich in diesem kleinen Freak-Store für alte Kameras. Da ist der Besuch an sich schon spannend.
Und tatsächlich, für mein Objektiv findet der ältere Japaner in einer quietschenden Schublade einen gebrauchten Filter in der richtigen Größe.
Mit dieser Trophäe in der Hand, und dem erhabenen Gefühl hauptsächlich abseits der Touri-Pfade den ganzen Tag erfolgreich durch Tokio navigiert zu haben, steht noch ein Highlight an. Mittlerweile ist es abends - und ”high” ist mein Vorhaben definitiv!
Der Tokyo Skytree.
Es ist der höchste Turm der Welt.
634 Meter!
Der Burj Khalifa in Dubai ist zwar noch höher, ist aber kein Turm, sondern ein Wolkenkratzer. Und zum Vergleich: Das höchste Gebäude Deutschlands ist der Berliner Fernsehturm mit gerade mal 368 Metern Höhe…
Mit der U-Bahn komme ich an und schlage mich durch die obligatorischen, kommerziellen Angebote im Erdgeschoss, eine Mischung aus Duty Free Feeling und dem Food Court einer Shopping Mall.
Nu’ aber! Mit 36 km/h rast der Aufzug in die Höhe - und man merkt davon fast nichts. Bis auf den Druck in den Ohren. Ist schon beeindruckend!
Ich betrete das Deck und es haut mich um: Es ist ein Bad in einem Lichtermeer - was für ein spektakulärer Anblick über die Megacity!
Es wird Zeit für ein paar Abschiedsfotos. Von Tokio, von Japan.
Der Skytree an sich ist schon der Knaller, die Rundumsicht sowieso, und am Ende meines Besuchs, als wenn das alles noch nicht genug gewesen wäre, geht noch der fast volle Mond auf über Tokios Häusermeer. Es könnte kaum kitschiger sein.
Und tatsächlich werde ich etwas sentimental.
Denn der Flughafen ruft, der Abschied naht.
Und selbst der nächtliche Abflug bietet dann nochmal einen Gänsehaut-Moment: Das Lichtermeer der Metropole beleuchtet die Wolken von unten und so fliegen wir durch glühende Zuckerwatte, von Blitzen durchzuckt.
Während mein Blick über das Häusermeer schweift, lasse ich meine Japan-Zeit Revue passieren: So abwechslungsreich, lecker und intensiv war das alles. Es war wie ein schillernder Traum, ein Highlight jagte das andere. Und dabei habe ich so viel gelernt!
Über Wabi Sabi (die Schönheit des Unperfekten), über Umami (dem vollendeten Geschmack), über Tetsudō Otaku (die Zugverrückten), über Onsen (die heißen Quellen), über Woshuretto (die High-Tech-Toiletten), über Toire Surippa (die WC-Badelatschen) und natürlich über Omoiyari (die stille Rücksichtnahme auf andere im öffentlichen Raum).
Boa, Japan!
Und dann waren da ja auch noch diese Hammerhaie, die Vulkane, die Bergwelt und die Affen, der Großstadtwahnsinn und der Mount Fuji, mein Roadtrip und die ganzen Bahnreisen, der Schneewald und die kulinarischen Eskapaden, die Ramen, die traditionellen Tempel und die Wolkenkratzer, diese ganzen aufregenden Momente und auch die ganz stillen und tiefen.
Was für ein emotionaler Trip! Ganz sicher - das war nicht mein letzter Besuch!
Ich komme wieder! Sayōnara, arigatō!
Jetzt geht es für mich erstmal etwas südlicher - Taiwan ruft, als nächstes Ziel meiner Weltreise!
Ich liebe Taiwan sehr - und bin mir sicher, das wird bestimmt auch eine fantastische Zeit!